Eine quadratische Umfassungsmauer umzingelt die Strafanstalt Schällemätteli. 114 Zellen befinden sich in drei Flügeln, die alle denselben Ausgangspunkt haben und einen Stern bilden. Am Schneidepunkt und direkt unterhalb der Gefängniskapelle, die ebenfalls von drei Seiten begehbar ist, befindet sich der Kontrollturm. Im Rücken der Kommandozentrale und hinter einer dicken Mauer liegt die Eingangspforte und verschiedene Verwaltungsräume.

Die rundbogigen Fenster deuten alle zum Himmel. Der Blick des Sünders zu Gott manifestiert die Lage des Gefangenen und weist auf die letzte Instanz hin. Der Architekt, Robert Moser, baute damals auch die Strafanstalt Lenzburg – ebenfalls ein Gefängnis mit einem panoptischen Grundriss.

Infolge des panoptischen Blicks sind die Gefangenen unter permanenter Kontrolle. Die Möglichkeit allzeit für eine falsche Handlung bestraft zu werden, sollte gemäss dem Philosophen Jeremy Bentham zu einem neuen Verhalten der Gefangnen führen. Überdies hob man auf Anraten der Quäker aus Pennsylvania den Gruppenvollzug auf. In Einzelhaft bekämpft jeder einzeln seine Sünden vor Gott. So verlor auch die gewohnte Trennung zwischen Frauen- und Männertrakten ihre Notwendigkeit. Der gemischte Vollzug wurde auch im Schällemätteli durchgeführt, doch bald musste man einsehen, dass die horizontale Kommunikation zwischen den Geschlechtern dennoch stärker ist.

Michel Foucault griff Benthams Theorie des Panopticons wieder auf, und versteht den zunehmenden Vorgang der individualisierenden Bestrafung als wesentliche Komponente des modernen, westlichen, durchkapitalisierten Gesellschaftskörpers.